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1. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 51

1883 - Hannover : Helwing
Die Kreuzzüge. 51 asiatisches Nomadenvolk, entweihten die heiligen Örter und mißhandelten die Christen. Schon Gregor Vh. wollte ein Heer zur Wiedereroberung des heiligen Landes aussenden; aber seine Kämpfe mit Heinrich Iv. verhinderten ihn daran. Einem schlichten Einsiedler gebührt der Ruhm, das ganze Abendland zu diesem Zwecke unter die Waffen gerufen zu haben. b. Peter von Amiens. Das war Peter von Amiens (spr. Amjäng). Er war zu Amiens in der Picardie geboren; zuerst war er Soldat, nachher Einsiedler und gelangte bald durch seine große Enthalt- samkeit in den Ruf besonderer Heiligkeit. Auch er machte eine Wall- fahrt ins gelobte Land und sah die Greuel an den heiligen Stätten, ließ sich die Marter erzählen, welche die Glaubensbrüder von den Türken erdulden mußten, und faßte den Entschluß, das Abendland zum Kampfe gegen die Ungläubigen aufzurufen. Wie er nachher vorgab, bestärkte ihn der Heiland selber in diesem Gedanken mit den Worten: „Eile, Peter, dein Vorhaben auszuführen. Verkünde die Leiden meines Volkes, daß ihm geholfen und die heilige Stadt von den Ungläubigen befreit werde!" Er kam nach Rom. Papst Urban Ii. nahm ihn freudig auf, gab ihm Empfehlungsbriefe an die Großen Frankreichs und beauftragte ihn, predigend Stadt und Land zu durchziehen, um die Gemüter für dieses große Unternehmen vorzubereiten. In eine Mönchskutte gekleidet, die durch ein Seil zusammengehalten wurde, barfuß, ein Kruzifix in der Hand haltend, ritt er auf einem Esel durch Italien und Frankreich, redete bald vor den Großen, bald vor dem Volke, und sein flammendes Auge, sein mageres, von vielen Entbehrungen durchfurchtes Gesicht gaben seinen Worten Nachdruck. Er erzählte von den Leiden der Christen im heiligen Lande, von seiner himmlischen Erscheinung, las ihnen Briefe des Patriarchen zu Jerusalem vor und gewann so alle Herzen für den gottgefälligen Zug. Wie einen Heiligen verehrte ihn das Volk: glücklich schätzte sich derjenige, der nur seine Kleider berühren durfte; die seinem grauen Esel ausgerupften Haare wurden als Reliquien gesammelt und verkauft. e. Die Versammlungen zu Piacenza und Clermont. Gleich- zeitig kam auch eine Gesandtschaft des griechischen Kaisers Alexius, die um schleunige Hülfe aller christlichen Völker gegen die Ungläubigen bat. Da berief der Papst Urban Ii. im März 1095 eine Kirchenver- sammlung nach Piacenza (spr. Pjatschensa) am Po, die so reichlich besucht war, daß die Stadt die Besucher nicht zu fassen vermochte. Eine zweite Versammlung zu Clermont (spr. Klärmong) im südlichen Frank- reich, im November desselben Jahres, war noch besser besucht; allein 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und eine große Menge Fürsten und Ritter waren erschienen. Zuerst erklärten sich die Geistlichen zum Zuge bereit, ihnen folgten viele Laien. Alle hefteten ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter, daher hießen sie Kreuzfahrer und der Zug Kreuzzug. Alle umliegenden Städte und Dörfer waren mit Menschen angefüllt, und viele mußten noch trotz der Kälte unter freiem Himmel übernachten. Zuerst trat Peter auf und schilderte in feuriger Rede die Not der christlichen Brüder in Palästina; als da- durch die Herzen wunderbar ergriffen waren, erhob sich der Papst selbst und forderte mit hinreißender Beredsamkeit, die viele zu Thränen rührte, zum Kampfe für die 4'

2. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 68

1883 - Hannover : Helwing
68 Mittlere Geschichte. fanden. Da die Bruder dieses Ordens später Johannes den Täufer zu ihrem Patron (Schutzherr) erwählten, hießen sie Johanniter; sie selbst nannten sich Hospitalbrüder des heiligen Johannes von Jerusalem. Sie widmeten sich der Kranken- und Armenpflege mit solchem Eifer, daß ihnen Fürsten und Könige, auch Gottfried von Bomllon, reiche Schen- kungen an Grundstücken'zuwandten. Der zweite Vorsteher des Ordens gab demselben eine festere Regel, nahm selber den Titel Ordens meistert an und teilte die Brüder in drei Klassen: in Ritter, welche die Pilger geleiteten und gegen die Ungläubigen schützten; in Geistliche, welche den Gottesdienst besorgten, und in dienende Brüder, welche die Krankenpflege ausübten und den übrigen Brüdern dienten, selbst aber nie Ritter werden konnten. Alle drei Klassen mußten nicht nur das Gelübde der Kranken- und Armenpflege und der strengsten Sitt- lichkeit, sondern auch die Klostergelübde der Armut, des Gehor- sams und der Ehelosigkeit ablegen; die Ordensritter ver- pflichteten sich außerdem noch zum Kampfe gegen die Ungläubigen. Die Kleidung der Johanniter ist ein schwarzer Mantel mit weißem, acht- spitzigem Kreuze auf der linken Brust. 1 2 Der Orden der Templer oder Tempelherren ward erst 1118 durch neun französische Ritter gestiftet. Ihren Namen erhielten sie davon, daß ihr Ordenshaus neben dem Platze lag, wo sonst der Tempel Salo- mos stand, und selbst Tempel hieß. Ihr Hauptzweck war der Kampf gegen die Ungläubigen. Sie trugen einen weißen Mantel mit blut- rotem Kreuze; die weiße Farbe sollte ihre Reinheit, die rote dagegen den blutigen Kampf andeuten. In ihrem schwarzweißen Banner führten sie die Inschrift: „Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gieb Ehre!" Der Orden gewann bald viele Freunde und zählte 20 000 Ritter; in Europa und Asien hatte er reiche Besitzungen. Nach dem Verlusie Palästinas gingen die meisten Templer nach Frankreich. Der König Philipp von Frankreich, welcher nach ihren Gütern begierig war, ließ 1309 plötzlich alle Tempelherren gefangen nehmen, warf ihnen die schlimmsten Verbrechen vor und wollte sie durch jede Art von Grausam- keit zum Geständnis bringen. Viele Ordensbrüder siarben so; die Ordens- güter zog der König größtenteils an sich, ihr Ordenshaus zu Paris, den Tempel, wählte er selbst als Wohnung. 1312 ward der Orden auf Andrängen des Königs von Frankreich durch den Papst aufgehoben. Der dritte geistliche Ritterorden ist der deutsche. Schon bald nach dem ersten Kreuzzuge entstand zu Jerusalem unter dem Schutze der Jung- frau Maria ein Hospital für deutsche Pilger, während der Johanniter- orden sich besonders der italienischen, der Tempelorden sich der französischen Pilger annahm. Als der Rest des Kreuzheeres, das Friedrich Barbarossa 1 Später hießen die Vorsteher in Süditalien Großmeister. 2 Nachdem Palästina verloren gegangen (1291), siedelte der Orden nach der Insel Cypern über, eroberte dann Rhodus (1310) und erhielt 1522 von Karl V. die Insel Malta. Durch die Reformation und die französische Revolution hat er seine meisten Güter verloren. Heute ist er bedeutungslos; sein Sitz ist Rom. Die Mitglieder des prcußiichen Iohanniterordens haben nur die Krankenpflege sich zur Aufgabe gestellt.

3. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 52

1883 - Hannover : Helwing
52 Mittlere Geschichte. Befreiung des heiligen Grabes aus unter einem Kriegsherrn, „dem das Brot nimmer ausgeht, bei dem der Sieg gewiß, der Lohn ewig, der Tod ein Märtyrertod ist." Als er geendet, erscholl aus tausend Kehlen der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" Da erhob sich der Papst noch einmal. „Dies Wort," rief er, „möge euer Feldgeschrei sein, das Kreuz aber das Zeichen zur Kraft und zur Demut. Der Fluch des heiligen Stuhles soll jeden treffen, der sich unterfängt, das heilige Unternehmen zu bindern, sein Beistand hingegen im Namen des Herrn eure Bahn ebnen und euch geleiten auf allen euren Wegen!" Dazu verkündete der Papst jedem Teilnehmer am Zuge voll- ständige Sündenvergebung; keinem Herrn solle gestattet sein, seine Untergebenen an der Teilnahme zu hindern; die Mitziehenden sollten während der Dauer des Zuges von der Verpflichtung, ihre Schulden 311 bezahlen, befreit sein. Die Teilnehmer dieser Versammlung trugen die Begeisterung in ihre Heimat. Die Bewegung ergriff zunächst Frankreich, dann die lothringische Ritterschaft und endlich die Normannen in England und Süditalien. (Deutschland wurde wegen des Streites zwischen Kaiser und Papst davon fast gar nicht berührt.) Nicht bloß Ritter und Edle, auch dienstbare Leute entschlossen sich zum Zuge; denn diese konnten nach des Papstes Wort dadurch die Freiheit erlangen. Viele lockte die Lust an Abenteuern, andere die Hoffnung auf große Schätze. Die Männer verließen ihre Frauen, der Vater den Sohn, der Sohn den Vater, und es gab kein Band des Herzens, welches die allgemeine Begeisterung zu zügeln ver- mochte; ja, sogar Mönche ließen sich durch die Fesseln, die sie sich dem Herrn zuliebe freiwillig angelegt hatten, nicht in ihren Klöstern zurück- halten. Von allen Orten berichtete man über Wundererscheinun gen, welche zum Kreuzzuge aufzufordern schienen. Es ward sogar erzählt und geglaubt, Kaiser Karl sei der Gruft entstiegen, um selbst sein Volk gegen die Ungläubigen zu führen. Eine damals ausbrechende Seuche, das heilige Feuer genannt, erklärte man schon als göttliche Strafe der Zögerung. d. Erfolglose Versuche. Und wirklich dauerte vielen die zum Auf- bruch bestimmte Zeit — nach der Ernte — schon zu lange. Bereits im Anfange des Frühlings sammelte Peter von Amiens ein Heer. Es fanden sich entlaufene Knechte, Handwerker, welche keine Lust zur Arbeit hatten, Schuldner, die ihrer Schuld, Diebe, die der Haft ent- laufen wollten. Zu Tausenden strömten sie herbei. Ohne gehörige Waffen und Kleidung, ohne Lebensmittel und Geld, singen sie schon in christ- lichen Ländern an zu plündern. Schrecken ging vor ihnen her. Der Kaiser von Konstantinopel ließ sie gern übersetzen, um sie nur los zu werden. Peter blieb vorsichtigerweise in Konstantinopel. Die übrigen fanden bis auf einige Entflohene in Kleinasien ihr Grab. Diesem Zuge folgte noch in demselben Sommer ein zweiter und dritter, deren Teilnehmer in Ungarn erschlagen wurden; der folgende war der schlimmste von allen. Es waren Räuber und Landstreicher der ärgsten Art; aber alle Sünden waren ihnen ja vergeben, die vergangenen und die zukünftigen. Sie begannen mit der Bekämpfung der Ungläubigen, namentlich der Juden, schon im Abendlande. In Ungarn erfolgte ein allgemeines Aufgebot, um dieses Gesindel fernzuhalten; hier fanden auch alle ihr Grab.

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 56

1883 - Hannover : Helwing
56 Mittlere Geschich te. folgte ihm; er nannte sich König von Jerusalem und führte die fränkische Lehnsverfasfung ein. Das Königreich Jerusalem bestand jetzt aus dem Gebiete von Jerusalem, den Grafschaften Tripolis * und Edessa und dem Fürstentume Antiochien. 2) Die übrigen Kreuzzüge. Balduin war ein kräftiger Herrscher; von Genua, Venedig und Pisa unterstützt, eroberte er auch noch die bedeutendsten Orte Palästinas am Mittelmeere. Unter seinem Nachfolger wurde auch Tyrus unterworfen. Die Muhamedaner setzten den Kampf gegen die Christen ununterbrochen fort und gewannen zuerst Edessa. Dies wurde die Veranlassung zu dem zweiten Kreuzzuge (l 147), an welchem Konrad Hl. von Deutschland und Ludwig Vii. von Frankreich teilnahmen und der ohne Erfolg war. Den dritten Kreuzzug führte Barbarossa (S. 62). Auch dieser Zug vermochte den Ungläubigen Palästina nicht zu entreißen. Da vereinigten sich (1204) deutsche, französische und italienische Ritter zu dem vierten Kreuz zu ge. Doch sie kamen nicht nach Palästina, sondern eroberten Konstantinopel. Den fünften Kreuzzug veranstaltete Friedrich Ii. (S.64), densechsten und siebentenkreuzzug Ludwig der Heilige von Frankreich (1248 und 1270). Dieser wollte zuerst Ägypten und darnach Palästina erobern, richtete aber nichts aus; 1291 ging auch die letzte christliche Besitzung in Palästina, Ptolomais (Akkon), verloren. 1213 zogen aus Frankreich 30 000, aus Deutschland 20 000 Kinder fort, um Palästina zu erobern. Die deutschen Kinder kamen fast alle um, die französischen fielen Sklavenhändlern in die Hände, die ganze Schiffsladungen derselben an die Türken nach Ägypten verkauften. 3) Ilolgen der Kreuzzüge. Durch die Kreuzzüge sind über 5 Millionen Menschen geopfert, und doch ist der eigentliche Zweck derselben — das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen — nicht erreicht. Dennoch sind diese vielen Opfer nicht umsonst gebracht. Das Ritterwesen wurde durch die Kreuzzüge veredelt; dadurch, daß der Ritter sich in den Dienst der Kirche stellte, für sie und Gottes Ehre das Schwert zog, kam er zu dem Bewußtsein, daß er überhaupt sich der Schwachen und Bedrängten anzunehmen habe. — Die Ritter der abendländischen Nationen traten einander nahe, lernten von einander Rittersitte, und so bildete sich ein großer abendländischer Ritterstand. Auch die Ritterorden (s. später!) sind infolge der Kreuzzüge entstanden. Bürger und Bauern erlangten durch die Kreuzzüge größere Freiheit, indem entweder sie selber, oder ihre Bedrücker davon zogen. Die Ver- bindung mit dem Osten erzeugte einen lebhaften Handel, durch den zunächst die Seestädte Genua, Venedig und Pisa reich und mächtig wurden, der aber auch den Landhandel belebte. Die morgenländischen Waren — Seide, Zimmet, Gewürze — gingen durch Süddeutschland nach Norddeutschland, den Niederlanden, oder nach England. Die Ge- werkthätigkeit wurde gehoben, insbesondere die Weberei und Färberei. Dem Ackerbau im westlichen Europa wurden durch die Kreuzfahrer 1 1 Am Mittelmecre, nördlich von Sidon.

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 129

1883 - Hannover : Helwing
Die Bartholomäusnacht. 129 ging. Sodann brandschatzte er die geistlichen Bistümer am Rheine und in Franken, ließ Städte und Dörfer, Kirchen und Klöster niederbrennen. Als er auch in Braunschweig einfiel, verbündete sich der Herrscher dieses Landes, Heinrich der Jüngere, mit Moritz, und es kam zur Schlacht bei Sievershausen (östlich von Hannover). Moritz siegte, aber im wilden 1553 Reitertreffen schlug ihm eine Kugel in den Leib; von den Seinen au einen Baum gelehnt, gebot er noch, den Feind zu verfolgen. Nach dem Empfange des heiligen Abendmahls soll er mit den Worten gestorben sein: „Gott wird kommen!" Kaiser Karl V. rief bei der Nachricht von Moritz' Tode aus: „O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!" und Johann Friedrich: „Moritz hat mir viel Böses gethan, aber er war ein Mann von besonderen Gaben!" — Johann Friedrich starb schon 1554 mit dem Seufzer: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" Nunmehr neigte alles zum Frieden; schon im folgenden Jahre kam der Augsburger Religionsfriede zustande, der den Bekennern 1555 der Augsburgischen Konfession gleiche Rechte mit den Katholiken gewährte. Über einen Punkt konnte man sich nicht einigen. Die Katholiken ver- langten, daß die in Zukunft zur lutherischen Lehre übertretenden Geist- lichen ihre Stifter und Pfründen der katholischen Kirche ausliefern sollten, während die Evangelischen dieselben für sich beanspruchten. Diese Frage, der geistliche Vorbehalt, wurde mit dem Zusatz in den Friedens- vertrag aufgenommen, daß sich die Stände darüber nicht hätten einigen können. Es war ein Keim zu künftigen Streitigkeiten. Karl V. übertrug 1556 seinem Bruder Ferdinand die Regierung im Reiche; sein Sohn Philipp Ii. wurde sein Nachfolger in den Nieder- landen, Spanien und Neapel; dann zog sich der lebensmüde Greis in das Kloster St. Just in Spanien zurück', wo er schon 1558 starb. Im Kloster beschäftigte er sich mit Uhrmacherei und soll einst gesagt haben: „Ich, der ich die ganze Welt unter einen Glauben bringen wollte, kann setzt nicht einmal zwei Uhren auf einen Gang bringen." Ein andermal sagte er: „Unablässig habe ich mit eigenen Augen zu sehen gesucht, daher ist meine Negierung eine stete Pilger- schaft gewesen. Neunmal habe ich Deutschland, sechsmal Spanien, viermal Frank- reich, siebenmal Italien und zehnmal die Niederlande besucht; zweimal bin ich in England und ebenso oft in Afrika gewesen und habe elf Seereisen gemacht." 6) Die Bartholomäusnacht; 1572. a. Gegenreformation; die Hugenotten. Noch bevor Karl V. das Schwert gegen die Protestanten zog, begann durch die katholische Kirche eine Gegenreformation. Im Jahre 1540, also während Luther noch lebte, bildete Ignatius Loyola den Orden der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden), dessen hauptsächlichster Zweck war, den Prote- stantismus zu unterdrücken, und der binnen kurzem eine ausgedehnte Verbreitung fand. In Spanien verhängte der finstere Philipp Ii. mit Hülfe der Jesuiten über die „Ketzer" eine solche Verfolgung durch das schreck- liche Jnquisitionsgericht, daß dort binnen zehn Jahren alle Protestanten verschwunden waren. (In Spanien sind in den letzten Jahrhunderten durch die Inquisition über 30 000 Menschen lebendig verbrannt!) Auch in Frankreich hatte die Reformation Eingang gefunden. Die dortigen Protestanten, die man Hugenotten nannte, hielten sich an Hossmeyer und Hering, Hülssbuch Ii. q

6. Bd. 3 - S. 204

1793 - Hannover : Helwing
204 Die Weltgeschichte. geheuer, die nicht werth wären, das Land zu besitzen', in welchem die Erzvater, Propheten und Apostel gewan- delt hatten und Christus gestorben wäre. Das größte Actergeschrey aber erhob ein gewisser lahmer Mönch aus Frankreich, namens Pktkk, der im Jahr 1095 aus dem gelobten Lande kam. Er gieng zum Pabst, und wußte ihm so viel Greuelthaten der Türken vorzulügen, daß die- ser von nun an beschloß, den Bluthunden, wie sie Pstcr nannte, das heilige Land aus den Händen Zu reißen. In dieser Absicht ließ der Pabst einen Befehl fürs erste durch ganz Frankreich ergehen,- es solle jeder, der die Waffen tragen könne, sich zu diesem Feldzuge anschicken, wobey er sowohl denen, die wirklich mit zu Felde giengen, als auch solchen, die die Streiter mit Geld und Lebens- mitteln unterstützten, das ewige Leben verhieß. Nun bewafnetcn sich Vornehme und Geringe, Greise und Kna- den, ehrliche Menschen und Verbrecher, Lahme, Bucke- lichte und Geradegewachscne, Priester und Mönche: alles ergriff das Schwerdt, und sogarweiber zogen die Rüstung des Kriegers an und mischten sich unter den bewafnetcn Haufen. Da jeder Soldat einen rothen Lappen in Gestalt eines Kreuzes auf dem Rücken trug, so nannte man die- se vom Pabst aufgcbotenen Krieger Kreuzsoldaten, und ihre Unternehmung hieß ein Krcuzzug. Im Jahr 1096 war ein Heer von einer Million bcysammen, worunter sich aber eine große Menge untauglichen Gesindels be- fand. Dies sonderte man ab, und so entstand ein Hau- fen von 320,000 Mann, worüber der lahme Peter das Commando bekam. Dieser war vor Freuden außer sich, und er sähe schon im Geiste, wie seine Brüder allen Ara- bern und Türken die Köpfe absäbclten. Als der seltsame Feldmarschall die Musterung über sein Heer gehalten hat- te, stellte er sich an die Spitze desselben. Sein Harnisch rvar seine zerlumpte Kutte, seine Beinstieftln die nackte

7. Bd. 3 - S. 206

1793 - Hannover : Helwing
20 6 Die Weltgeschichte. der spielende Knabe und der gebückte Greis, der Kranke auf seinem Lager, die einsame Witwe und der Priester im'tempel. Das Blut floß in Strömen, und alle Stra- ßen waren mit Leichnamen bedeckt. Diese satanischen Greuel verübten nicht etwa Wilde, sondern Christen, an demjenigen Orte, wo ehedem das größte Muster der Tugend Liehe gepredigt Hatte. Als die Mörder keine Kraft mehr in den von Blut triefenden Händen hatten, eilten sie triumphirend zum heiligen Grabe, und brüll- ten hier dem, der so oft seinen Schülern zugerufen hatte: liebet eure Feinde, mit wildem Jauchzen ein Loblied zu. Gottfried von Bouillon wurde im Jahr Io9y feyerlich zum König von Jerusalem gekrönt, und die Sieger machten sich Hofnung, diesen so schnell gegründeten neuen französischen Staat in Asten bald befestigt und mit vielen Eroberungen vermehrt zu sehen. In dieser Absicht verei- nigten sich verschiedene Haufen abergläubiger Krieger so- gar durch ein unsinniges Gelübde, denn sie schworen, daß sie die Waffen gegen die Ungläubigen, d. i. gegen die Türken und Araber, nie ilttderlegm wollten. Eine Ge- sellschaft dieser blinden Eiferer, die ein Haus nicht weit vom ehemaligen Tempel Salomons bewohnten, gab sich den Namen der Tempelherren, und bildete im Jahr ii 18 einen förmlichen Orden, der -Olden der Tempelherren genannt; eine andere Gesellschaft aber, die in dem Hospital des heiligen Johannes die kranken und verwundeten Kreuzfahrer verpflegte, gab sich im Jahr liio den Namen der Johannitterritter. Auch die eu- ropäischen Großen wurden jetzt von diesem wilden Feuer entflammt, und die deutschen Kaiser, die Könige von Frankreich, England und Ungarn und viele andere Re- genten schickten von Zeit zu Zeit neue Heere Europäer nach Asien. Der Kaiser Conrad z führte allein eine Armee von 70,020 Rittern, die vielen Haufen von Fußknechten nicht

8. Bd. 3 - S. 207

1793 - Hannover : Helwing
Die Geschichte nach Christi Geburt. 207 nicht gerechnet, gegen die Türken; allein dies zahllose, schöne und tapfere Heer, das ganz Asien hätte erobern können, wurde aufgerieben. Eben so gieng es den Heer- schaaren, die die nächsten Kreuzzüge unternahmen, und sogar der Kaiser Friedrich der Erst?, so wie der König von Frankreich Ludwig 9 verloren beyde, jener im Jahr 1180 und dieser im Jahr 1270, das Leben und zugleich 320,0*02 tapfere Krieger. Gleichwohl erlosch die toben- de Flamme des Zorns der Europäer gegen die Türken und Araber noch immer nicht; im Gegentheil errichtete des umgekommenen Kaisers Friedrichs Sohn, Herzog Frie- drich von Schwaben, im Jahr 1190 einen neuen Or- den, der aus lauter deutschen Edelleuten bestand, und ebenfalls wie der Tempelherren - und Johanniterorden das Gelübde beschwören mußte, theilö der Kranken und Ver- wundeten zu pflegen, theils gegen die Ungläubigen zu fechten. Dies ist der noch jetzt bestehende deutsche Rit- terorden. Endlich gegen den Schluß des dreyzehntm Jahrhunderts hatten die schwärmerischen europäischen Krie- ger alle Eroberungen in Asien wieder eingebüßt, und die tollen Kreuzzüge nahmen ein Ende: Europa hatte eines unsinnigen Einfalls wegen, den ein alberner Mönch aus- heckte und ein stolzer Pabst durchsetzte, über sechs Mil- lionen Menschen und mit denselben unsägliche Schätze verloren. Viele der größten fürstlichen und adelichen Geschlechter waren dadurch zu Grunde gegangen; auch hatte die Abwesenheit der Regenten aus ihren Staaten Un- ordnungen aller Art in ihren Ländern angerichtet. Am kläglichsten wurden Deutschland, England und Frankreich zerrüttet. Dagegen gewann durch diese Heerzüge die Geistlichkeit, und vornemlich der Pabst: denn viele Tau- send Rrtter verkauften, ehe sie zum Kampfe giengen, ih- re Güter. Weil nun in diesen Zecken außer dem Adel fast niemand Capckale hatte, als die Klöster: so kauften diese

9. Bd. 3 - S. 209

1793 - Hannover : Helwing
jungen Christen lernten in den Schulen nicht Gott, seine erhabenen Eigenschaften und seine großen Werke kennen, auch wurden sie nicht unterrichtet, wie sie ernst vernünftig ge und zufriedene Menschen, nützliche Bürger, liebreiche Gatten, gehorsame Unterthanen, verträgliche Nachbaren, aufrichtige, herzliche und nach Jesu Muster handelnde Erfreuer und Beglücker ihrer Mitmenschen, und also einst würdige Bewohner einer bessern Welt werden müßten, sondern sie lernten bl»s einige lateinische Psalmen herpler- ren, und wurden zur Ehrerbietung und zum sklavischen Gehorsam gegen den Pabst und seine Diener, die Pfaffen, abgerichtet. Von nun an verehrte man die Geistlichkeit auf eine wirklich abgöttische Art, und ihre Zahl wuchs biö zum Erstaunen. Aus eben dem Grunde vermehrten sich auch die Dchaaren der Mönche. Zwar gab es schon im Anfänge dieses Zeitraums verschiedene Mönchsorden (Mönchsgesellschaften); aber fast alle waren blos Gats tungcn des Benedictinerordens, der schon rm sechsten Jahrhundert gestiftet wurde. Jetzt aber errichteten Do- Mlnlms, ein Spanier, und Franciscus, ein Jtaliäner, jener den Dominicaner-und dieser den Franclscaner- (Minonten-) Drden. Beyde haben unter anderen Ges lübden auch dieses, daß sie kein anderes Brod genießen dürfen, als gebetteltes, und eben deswegen heißen sie Bettelmönche. In unseren Tagen hat man schon allge- mein cingesehen, daß ein gesunder, rüstiger Bettler, der seine Almosen im Müssiggange verzehrt, ein für den Staat höchst lästiges und gefährliches Geschöpf sey. In jenen Zeiten aber hatte man vor diesen bettelnden Menschen ei- nen großen Respekt, füllte ihren weiten Brodsack mit den besten Speisen, und küßte ihnen die Hand dazu. Daher kam cs, daß die Tafeln dieser sogenannten Bettelmönche mit den leckersten Gerichten, ihre Keller mit den feinsten Weinen und ihre Kasse mit großen Capitalett angefüllt (Bürgerschule, zttrbv.) £*

10. Bd. 3 - S. 212

1793 - Hannover : Helwing
aiz Die Weltgeschichte. . ser Siglsmund freyes Geleit, d. i. Schutz gegen jede Antastung versprach, so erschien er. Gleichwohl wurde der edle Mann von den versammleten Geistlichen, die sich heilige Väter nannten, verdammt und auf ihren Befehl im Jahr 14 iz lebendig verbrannt. Ein gleiches Schick- sal hatte am nemlichen Orte sein ihm völlig gleichdenken- der Freund Hieronymus von Prag. Diese entsetzliche Grausamkeit, mit welcher sogenannte Diener desallbarnv herzigen Männer deswegen als schädliche Bestien erwürg- ten, weil diese nach ihrem Gewissen handelten, empörte das Herz der Hußiten — so nannte man Hußens An- hänger — so sehr, daß sie die Waffen ergriffen, und unter ihrem muthigen Anführer, Johann von Trocklwv, auch Aiska genannt, mit einer Wuth gegen die pabstliche Geistlichkeit zu Felde zogen, die ihnen freylich sehr zur Schande gereicht, wiewohl doch nur in so fern, daß sie Las jetzt aus wilder Rache thaten, was die papistischen Geistlichen vorher mit. kaltem Blute gethan hatten. Sie verbrannten in kurzer Zeit gegen 600 Klöster, mishandel- ten und ermordeten die Mönche, und machten nach und nach ganz Böhmen zu einem Schauplatz des gräßlichsten Blutvergießens. Ein großes kaiserliches Heer, womit sich noch brandenburgische, sächsische und österreichische Truppen vereinigt hatten, machten endlich diesem Greuel, den man den Hußitmkneg nennt, ein Ende: denn die meisten Hußiten blieben auf dem Schlachtfelde, viele ««hmen die papistische Lehre wieder an, ein Theil von ih- nen aber blieb im Stillen dem Glauben Hußens getreu, und ist noch jetzt unter dem Namen der böhmischen und mährischen Brüder bekannt. Geschichte von Deutschland. So große Verwirrungen die Päbste in der Kirche »nrichteten, eben so großes Unheil stifteten sie auch im dcut-
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